(Hyper-)Texte
Kürze Prägnanz
Während Texte nach Langer et al. (2006) möglichst einfach und gut gegliedert sein sollten, ist für das dritte Verständnismerkmal eine "gesunde" Mitte zwischen Kürze und Weitschweifigkeit anzustreben. Genauer gesagt gilt eine leichte Tendenz hin zu kurzen und prägnanten Texten als optimal.
Kürze Prägnanz
Übertrieben kurze Texte zeichnen sich durch zu gedrängte und zu sehr auf das Wesentliche beschränkte Darstellungen aus. Sie sind lediglich auf das Lehrziel konzentriert und sehr knapp gehalten.
Weitschweifigkeit
Zu weitschweifige Texte sind nicht nur zu lang und ausführlich, sondern enthalten auch umständliche Ausdrucksweisen, Füllwörter und leere Phrasen. Unnötig viele Einzelheiten werden dargestellt ebenso wie überflüssige Erläuterungen und Wiederholungen. Der Text weicht insgesamt zu stark vom eigentlichen Thema ab. Auch Ebel, Bliefert und Greulich (2006, S. 561) weisen auf das Problem der Weitschweifigkeit hin und fordern: "Werfen Sie aus Ihrem Text hinaus, was überflüssig ist! Auch Saft wird durch Eindicken wertvoller und haltbarer."
Bezug zum Redundanzprinzip
Die Verständnismerkmale Kürze und Prägnanz finden sich im Redundanzprinzip wieder, welches sowohl im Rahmen der CLT als auch im Rahmen der CTML als Gestaltungsempfehlung vorgeschlagen wurde. Das Prinzip beschreibt eine Lernbeeinträchtigung durch Redundanzen in multiplen Informationsquellen wie etwa Texten und Bildern (Sweller, 2005b).
Erklärungsansatz
Mehrfach vorhandene und jeweils für sich genommen bereits verständliche Informationen führen beim Lernenden zu Interferenzen (Überschneidungen), erhöhen damit den extrinsischen Cognitive Load und behindern in der Folge den Wissenserwerb (vgl. auch den generellen Redundanzeffekt bei Schnotz, 2005). Ob und welche Teile von Lernmaterialien Redundanzen aufweisen, ist kontextabhängig (u.a. abhängig vom Vorwissen des Lernenden). Um dem Effekt zu begegnen, sollten redundante Informationselemente physikalisch voneinander getrennt werden (vgl. im Gegensatz dazu den Effekt der geteilten Aufmerksamkeit). Noch günstiger fällt die Lernleistung aus, wenn auf überflüssige Informationen ganz verzichtet wird. Im Gegensatz zum "Hamburger Verständlichkeitskonzept" von Langer et al. (2006) wird demnach nicht die "goldene Mitte" zwischen Kürze und Weitschweifigkeit angestrebt, sondern der komplette Verzicht auf redundante Informationen!
Empirische Belege
Der aufgeführte Effekt wurde bereits 1937 von Miller entdeckt, jedoch von ihm noch nicht als Redundanzeffekt bezeichnet. Miller verglich die Behaltensleistung junger Kinder beim Lesen eines Wortes mit den Leistungen beim Lesen zusammen mit der Präsentation des dazugehörigen Bildes (Miller, W., 1937). Die redundanten Bildinformationen verschlechterten dabei die Behaltensleistungen der Kinder (vgl. im Gegensatz dazu den Bildüberlegenheitseffekt: Carney und Levin, 2002; Levie und Lentz, 1982; Levin et al., 1987). Mittlerweile existiert eine Vielzahl an empirischen Belegen zum Redundanzprinzip (z.B. Bobis, Sweller und Cooper, 1993; Chandler und Sweller, 1991, 1996; Craig, Gholson und Driscoll, 2002; Jamet und Le Bohec, 2007; Kalyuga et al., 1999; Kalyuga, Chandler und Sweller, 2000; Mayer, Heiser und Lonn, 2001; Reder und Anderson, 1982). Neben einer eindrücklichen Anzahl an stützenden Befunden finden sich vereinzelt auch Ergebnisse, die das Redundanzprinzip nicht bestätigen können oder dieses unmittelbar in Frage stellen (Dowling, Tickle, Stark, Rowe und Godat, 2005; Montali und Lewandowski, 1996; Moreno und Mayer, 2002a, 2002b). In bestimmten Fällen können redundante Informationen beispielsweise zu einer Verbesserung der Behaltensleistung führen (Mayer und Johnson, 2008).