Berichterstellung
Überblick
Spätestens nach der Datenauswertung kann mit der Anfertigung eines Untersuchungsberichts begonnen werden. Ein solcher Bericht besteht häufig aus dem Titel, einer kurzen Zusammenfassung (Abstract) und den Abschnitten Einleitung, Methode, Ergebnisse sowie einer abschließenden Diskussion. Angaben zur Erstellung des Literaturverzeichnisses und Zitationen für deutschsprachige Berichte im Fach Psychologie sind beispielsweise dem Buch "Richtlinien zur Manuskriptgestaltung" (2007) der Deutschen Gesellschaft für Psychologie zu entnehmen.
Allgemeine Hinweise
Zur Erstellung eines Untersuchungsberichts liegen zahlreiche Empfehlungen vor (z.B. Bem, 2003; Bortz und Döring, 2006; Ebel et al., 2006; Sternberg, 2003). Auf folgende ausgewählte Anregungen soll an dieser Stelle näher eingegangen werden:
Allgemeine Empfehlungen
- Wissenschaftlicher Stil und Gliederung: Der wissenschaftliche Stil Ihres Untersuchungsberichts sollte klar, prägnant und übersichtlich sein (vgl. Mayer, 2008). Dazu kann auf die Gestaltungsempfehlungen zu (Hyper-)Texten zurückgegriffen werden. Für Abbildungen sind die Gestaltungsempfehlungen zu Bildern und folgende Webseite heranzuziehen. Bei der Gliederung und Gestaltung sollten zudem Konventionen des eigenen Fachbereichs beachtet werden. Empirische Arbeiten werden sehr häufig in die Abschnitte Zusammenfassung, Einleitung, Methode, Ergebnisse und Diskussion eingeteilt. Der gesamte Bericht sollte wie eine Sanduhr aufgebaut sein (Bem, 2003). In der Einleitung und im Theorieteil beginnen Sie sehr breit und spitzen diese bis zur Formulierung der Hypothesen immer weiter zu. Methoden- und Ergebnisteil konzentrieren sich primär auf diese Fragestellungen. Die abschließende Diskussion knüpft an die überprüften Hypothesen an und erweitert und ergänzt die zuvor verengte Perspektive wieder (z.B. Implikationen, Einschränkungen und Ausblick).
- Zeitliche und kognitive Ressourcen: McCormick und Barnes (2008) raten Nachwuchswissenschaftlern eindringlich, täglich an ihren Manuskripten zu schreiben und sich dafür feste Zeiten zu reservieren (siehe auch X. Chen und Anderson, 2008). Dies verhindert auch den zusätzlichen Aufwand für das erneute Vergegenwärtigen eines Textes, sofern an dem Manuskript mehrere Wochen nicht gearbeitet wurde. Wichtig ist, sich beim Schreiben des Manuskripts von jeglichen Ablenkungen wie etwa eingehende E-Mails oder Telefonanrufe abzuschotten (Mayrath, 2008). Des Weiteren sollte man die zu erledigenden Arbeiten an die eigenen zeitlichen und kognitiven Ressourcen anpassen. Ist ein Tag beispielweise mit anderen Verpflichtungen dicht gedrängt, die zudem hohe Konzentration erfordern, so sollten in den kurzen, freien Zeiten einfache Tätigkeiten am Text durchgeführt werden. Dies können Umformatierungen von Abbildungen und Tabellen, stilistische Überarbeitungen, das Streichen von Füllwörtern oder die Benutzung der automatischen Rechtschreibprüfung sein.
- Reihenfolge der Schreibarbeiten: Um den Beginn der Schreibarbeiten nicht unnötig zu verzögern, sollte mit einem möglichst einfachen Abschnitt begonnen werden. Hierzu bietet sich der Abschnitt Methoden an, in dem Versuchsdesign, Stichprobe, Material und Versuchsablauf zu beschreiben sind. Meines Erachtens sollte sodann der Ergebnisteil verfasst werden. Zudem ist es sinnvoll, die Kapitel Einleitung und Diskussion möglichst gemeinsam zu erstellen. Die Zusammenfassung (Abstract) der Arbeit deren Erstellung besonders schwierig ist schreibt man erst am Ende, jedoch wird sie in der Regel dem Bericht vorangestellt. Auch geübte Autoren benötigen zahlreiche Überarbeitungen bis zur endgültigen Version des Abstracts! Neben der vorgestellten Reihenfolge beim Verfassen des Manuskripts sind andere Abfolgen möglich.
- Überarbeitung des Manuskripts: Besonders schwierig ist die Überarbeitung des eigenen Manuskripts (Bem, 2003). Unpräzise, mehrdeutige Formulierungen und Erklärungslücken bleiben häufig unbemerkt, da man selbst weiß, was gemeint ist. Um diese nachträglich zu entdecken und auszubessern, sollte die Arbeit nach Fertigstellung der ersten Version für einige Tage beiseite gelegt und dann überarbeitet werden. Mitunter kann es zudem sinnvoll sein, den Text laut zu lesen und auf seinen Klang zu überprüfen (z.B. Ebel et al., 2006; Reinhardt, 2008). Häufig sind insgesamt zahlreiche Revisionen erforderlich (vgl. Kiewra und Creswell, 2000). Im Anschluss kann man das Manuskript Freunden, Bekannten und Kollegen zur Korrektur zusenden. Diese sollten um eine spezifische Durchsicht des Manuskripts (z.B. bezüglich der Zeichensetzung oder aber hinsichtlich der Gliederung) gebeten werden. Sofern auf Unklarheiten hingewiesen wird, solle laut Bem (2003) nicht darüber diskutiert und erläutert werden, was eigentlich gemeint war. Der Leser sei immer im Recht. Wenn etwas als missverständlich wahrgenommen werde, dann sei dies auch missverständlich! Das bedeute jedoch nicht, dass die Verbesserungsvorschläge der Korrektoren immer übernommen werden sollten (Bem, 2003; Reinhardt, 2008).